Kupferkabeldiebstahl bei ÖBB führt wiederholt zu Sekundärchaos

Passagiere warteten vergebens vor dem Bahnhof in Bad Deutsch-Altenburg | Foto: DerGloeckel.euPassagiere warteten vergebens vor dem Bahnhof in Bad Deutsch-Altenburg

(Niederösterreich) Mehrfach berichteten wir seit März d. J. von Kupferkabeldiebstählen entlang der Bahnstrecke der S7 zwischen Fischamend und Wolfsthal im östlichen Niederösterreich. Am Mittwoch, den 16.Mai 2012, war es ein weiteres Mal der Fall, daß Kriminelle aktiv wurden, Kupferkabel stahlen und somit das bereits bekannte Prozedere der ÖBB in Gang setzten: Kontrolle der Gleisabschnitte durch Lokalaugenschein der Bahnbediensteten, Feststellen des Fehlens von Erdungskabeln, Veranlassen der Einstellung des Bahnverkehrs, Einrichtung eines Schienenersatzverkehrs und Aktivierung des Arbeitstrupps für die Neuinstallation – jetzt jedoch aus Aluminium. Betroffen war diesmal ein Streckenabschnitt zwischen Fischamend und Haslau.

Schon bei dem ersten uns bekannt gewordenen Fall berichteten Fahrgäste von chaotischen Zuständen, was den Schienenersatzverkehr betraf. Busfahrer, die die Fahrgäste an der Bahnstation aufnahmen, um sie über den Straßenweg zu den Zielbahnhöfen in Fahrtrichtung Wolfsthal zu bringen, kannten weder die Strecke noch die lokalen Örtlichkeiten bei den jeweiligen Bahnhöfen und mußten letztlich sogar von den Passagieren gelotst werden.

Die Mitteilung am Bahnhof über den Schienenersatzverkehr wegen Kupferkabeldienstahls entlang der Bahnstrecke | Foto: DerGloeckel.euDie Mitteilung am Bahnhof über den Schienenersatzverkehr wegen Kupferkabeldienstahls entlang der Bahnstrecke

Als wir am vergangenen Mittwoch um 14:55 Uhr eine Passagierin auf den Bahnhof in Bad Deutsch-Altenburg brachten und zum Bahnsteig begleiteten, war die unfreudige Überraschung am eingeblendeten Insert des ÖBB-Flachbildschirms in der Station wie folgt abzulesen „+++ Schienenersatzverkehr  zw. Fischamend und Wolfsthal. Grund ist ein Kupferdiebstahl. +++

Vorsorglich kontaktierten wir fernmündlich die Journaldienstnummer der Pressestelle der ÖBB und erkundigten uns in Anbetracht der bereits zurückliegenden Zustände, wo der Bus des Schienenersatzverkehrs an diesem Bahnhof Halt machen würde. Dies auch deshalb, weil die Fahrbahnführung am Bahnhofsgelände für Busse nicht einfach ist. Der prompte Rückruf wurde zugesagt. Während des Wartens setzte leichter Regenfall ein, es war mehrfach die Lautsprecherdurchsage zu vernehmen, die besagte, daß die Busse des Schienenersatzverkehrs direkt den Vorplatz am Bahnhof anfahren würden.

Fahrplanmäßig wäre der Zug um 15:09 Uhr abgefahren – um 15:17 erreichte uns der Rückruf der Pressestelle der ÖBB, in dem von der Mitarbeiterin versichert wurde, daß der Bus in Bad Deutsch-Altenburg direkt zum Bahnhof fahren würde und die Fahrgäste keine Bedenken haben bräuchten. Unsererseits erfolgte der Hinweis darauf, daß eine Verspätung bereits jetzt gegeben wäre und die Nachfrage, ob in Fischamend ein Zug für die Weiterfahrt der Passagiere bereitstehen würde, oder es dort auch noch Verzögerungen geben würde. Wieder wurde die Abklärung und ein Rückruf zugesagt, der jedoch ausblieb.

Erst in Petronell konnte der Bus des Schienenersatzverkehrs der ÖBB eingeholt werden - 3 Fahrgäste wurden in Bad Deutsch-Altenburg zurückgelassen | Foto: DerGloeckel.euErst in Petronell konnte der Bus des Schienenersatzverkehrs der ÖBB eingeholt werden – 3 Fahrgäste wurden in Bad Deutsch-Altenburg zurückgelassen

Dann ging es Schlag auf Schlag: ein junger Mann hastete über die Fußgängerbrücke, die zum Bahnhof über die B9 führt, und rief den wartenden Fahrgästen zu, daß der Bus des Schienenersatzverkehrs unterhalb des Bahnhofes stehen würde. Der Bus des Schienenersatzverkehrs stand somit falsch, nämlich an der öffentlichen Bushaltestelle an der Landesstraße 167. Eine Örtlichkeit, die vom Bahnhof aus nicht einsehbar ist. Mit dem Gepäck der von uns begleiteten Passagierin fuhren wir sofort mit dem Wagen hinüber. Dort trafen wir auf einer Sitzbank zwei Damen an, die zuvor mit uns oben beim Bahnhof auf den Schienenersatzverkehr gewartet hatten; auch sie erreichten die Busstation zu spät – der Bus war bereits nach Petronell abgefahren. Nach einer rasanten Fahrt über 5 Kilometer auf der B9 gelang es uns, den Bus des Schienenersatzverkehrs bei der Einfahrt zum Bahnhof in Petronell zu erreichen. Wir teilten dem Busfahrer mit, daß er in Bad Deutsch-Altenburg mindestens drei Fahrgäste zurückgelassen hätte. Weiters fragten wir nach, warum er nicht, wie es die ÖBB nicht nur via Lautsprecherdurchsagen verlautbaren ließ, sondern zusätzlich wie uns via Journaldienst der Pressestelle bestätigt worden war, direkt zum Bahnhof gefahren sei. Er meinte darauf, daß er vor dem Bahnhof nicht umdrehen könne. Worauf wir erwiderten, daß er auf der Zufahrtsstraße ohne weiteres halten hätte können, jeder Fahrgast hätte ihn dort wahrnehmen können.

Von Qualitätsmanagement bei den ÖBB kann hier nicht gesprochen werden; eine Passagierin von BDA erreicht erst in Petronell den Bus | Foto: DerGloeckel.euVon Qualitätsmanagement bei den ÖBB kann hier nicht gesprochen werden; eine Passagierin von BDA erreicht erst in Petronell den Bus

Die Durchführung und Abwicklung des Schienenersatzverkehrs war einmal mehr unprofessionell und eine Zumutung für die Fahrgäste. Daß sich nach Sachvortrag der Pressesprecher der ÖBB, Mario Brunnmayr, für das Zurücklassen von Fahrgästen in Bad Deutsch-Altenburg entschuldigt hat, ist kaum ein Trost für die zurückgebliebenen Kunden der ÖBB. Inkompetenter läßt sich so ein Vorgang wohl kaum mehr abwickeln.

Alles wäre so einfach gewesen: auf der Zufahrtstraße zum Bahnhof hätten mehrere Busse Platz - jeder Wartende hätte den Schienenersatzverkehr dort wahrnehmen können | Graphik: DerGloeckel.euAlles wäre so einfach gewesen: auf der Zufahrtstraße zum Bahnhof hätten gleich mehrere Busse Platz (re. Markierung) – jeder Wartende hätte den Schienenersatzverkehr dort wahrnehmen können. Der rote Pfeil zeigt in die Richtung der Position, wo der Bus dann tatsächlich stand.

Das Zurücklassen von Fahrgästen machte dann in der Tourismusgemeinde rasch die Runde.  Bürgermeister, NR Ernest Windholz in seinen Statement: „Die ÖBB wirbt derzeit mit dem Slogan die pünktlichste Bahn in der EU zu sein, gleichzeitig schafft man es nicht einmal einen ordnungsgemäßen Schienenersatzverkehr einzurichten. Die eingesetzten Busse irren planlos umher und finden wie im Fall von Bad Deutsch-Altenburg nicht das Bahnhofsgelände. Da dies kein Einzelfall ist, muß es Konsequenzen im zuständigen Management geben.“

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